BRG und Bundesschülerheim Eisenstadt-A , 2010

Projektbeschreibung

 

SCHULE

 

Städtebaulicher Aspekt

 

Aufbauend auf die Konfiguration des bereits vorhandenen Schulgebäudes und der Lage des Grundstückes im städtischen Kontext, gliedert sich der Erweiterungsvorschlag im Wesentlichen in zwei Gebäudeteile:

1.      Der Südwest-Trakt: Er beinhaltet die neuen Sporteinrichtungen (zwei Turnhallen samt Garderoben im Tiefgeschoß und 1. Obergeschoß) und jeweils vier Klassen im Erdgeschoß und 2. Obergeschoß. Mit seiner winkelförmigen Ausformulierung umschließt er den Innenhof zwischen Schule und Schülerheim und ergänzt die Raumkante des Europaplatzes Richtung Bürgerspitalgasse. Die beiden übereinander angeordneten neuen Turnsäle entlang der Bürgerspitalgasse bilden den räumlichen Abschluss des Richtung historischen Stadtzentrums anschließenden Platzes zw. Ing. Julius Raab-Straße und Osterwiese. Ein Flugdach überspannt den Zwischenraum zwischen Turnsaaltrakt und Schülerheim. Es fasst die beiden Baukörper zusammen und definiert den Eingangsbereich zum Hof bzw. den Eingang zum Schülerheim.

Durch die vorgeschlagene Bebauung werden die beiden Platzräume in zwei deutlich voneinander getrennte städtische Freibereiche gegliedert.

2.      Der Nordost-Trakt: Er beinhaltet im Erdgeschoß den neuen, zentral gelegenen Verwaltungstrakt und zwei Geschoße (1. und 2. Obergeschoß) mit neuen Klassen und dem Lern- und Informationszentrum (LIZ). Der Baukörper folgt der Biegung des Bestandsgebäudes um einerseits die internen Wegverbindungen kurz zu halten und andererseits möglichst wenig Freiflächen der vorhandenen Sportanlagen in Anspruch zu nehmen. Er ist über die gesamte Länge aufgeständert und ermöglicht dadurch den freien Zugang zu den neu gestalteten Frei- und Sportflächen sowohl von den im Tiefgeschoß vorhandenen Ausgängen des bestehenden Schulgebäudes, als auch des Zubaus.

Äußere Erschließung: Die vorhandenen Haupt- und Nebeneingänge samt Zufahrten bleiben erhalten bzw. werden durch neue ergänzt (Abendzugang Turnsäle; zusätzliche Einfahrt zu Pkw-Abstellplatz). Alle Haupteingänge werden durch den Einbau von Liften (Schule und Schülerheim) und Rampen (Schülerheim) barrierefrei umgebaut.

 

Baukünstlerische Aspekte:

 

Alt-Neu / Freiräume

Gebäudemaßstab, städtische Disposition und innere Erschließung der Bestandsgebäude werden für die projektierten Zubauten übernommen bzw. weitergeführt. Dabei sollen im Dialog zwischen Alt- und Neubau Freiräume unterschiedlicher Qualitäten formuliert werden:

1.         Hof Schülerheim: Aktivitäten: Freiunterricht unter Pergola, Freibereich für externe Festveranstaltungen, Grill- und Partybereich für die Heimbewohner

2.         Teilung der südöstlich des Schülerheims gelegenen Grünfläche durch den erkerförmigen Zubau in einen „lauten“, zur Straße hin orientierten und einen „ruhigen“, zur angrenzenden Sportfläche der Schule angrenzenden Freibereich.

3.         Begrünte Innenhöfe zwischen bestehendem Schulgebäude und Neubau: Schattige Ruhezonen mit Durchblicken zu den Sportflächen;, Freibereiche für kreative Aktivitäten etc.

4.         Gedeckter Freibereich unter neuem Klassentrakt: Aktivitäten: Schulfeste, wettergeschützte Sportaktivitäten, wie z.B. Skateboard etc., Zuschauertribüne, Zufahrtsmöglichkeit zu Innenhöfe.

5.         Sportfläche mit Pkw-/Fahrradabstellfläche

Die Stadt im Haus

Die funktionalen Zusammenhänge innerhalb des Schulgebäudes ähneln der einer Stadt: Das formale und funktionale Zentrum bildet die in der Achse des Haupteinganges gelegene dreigeschossige Halle, in der sich das Buffet mit Cafeteria im EG befindet. Von hier verteilt man sich sowohl horizontal, als auch vertikal in die einzelnen Seitentrakte mit den jeweiligen funktionalen Sonderbereichen samt angeschlossenen Pausenflächen (=Subzentren). Die über ein Oberlicht und eine zweigeschossige, seitliche Verglasungen (siehe Schnitt 3-3) natürlich belichtete zentrale Halle ermöglicht mit ihren Sichtbeziehungen gute Orientierbarkeit auch für schulfremde Personen.

Konstruktion            

Die Zubauten werden in massiver Bauweise errichtet. Einzelne Auswechslungen in den tragenden Bauteilen des Bestands und der neue Erker am Schülerheim werden in Leichtbauweise errichtet.

Oberflächen             

Dialog der Materialien: Im Sinne des Alt-/Neu – Dialogs werden den bestehenden Gebäuden mit ihren geputzten Lochfassaden (raue Oberfläche), neue Baukörper mit Fensterbändern und wärmegedämmter, hinterlüfteten Fassaden (Platten mit glatten Oberflächen) gegenübergestellt.

 

Funktionale Aspekte:

Ökonomie der kurzen Wege: Im Sinne der funktionalen Verflechtung von Alt/Neu wurde der gartenseitige Neubau (Nordost-Trakt) sowohl an der zentralen mehrgeschossigen Halle, als auch am Nordost-Ende mit dem vorhandenen Schulgebäude verbunden. Dadurch sind sowohl der Lehrertrakt im Erdegeschoß, als auch die Klassentrakte im 1. und 2. OG auf kürzestem Wege mit allen Gebäudeteilen verbunden. Gleichzeitig sind die Turnbereiche mit den daran anschließenden Garderoben im Tiefgeschoß und ersten Obergeschoß eigenständige Funktionsbereiche, die auch für die externe Abendnutzung vollständig abgetrennt und über den Stiegenzugang von der Ecke Bürgerspitalgasse/Europaplatz extra zugänglich gemacht werden können.

 

Ökonomische Aspekte:

Die grundlegende Überlegung war, möglichst viele Räume in ihrer ursprünglichen Lage zu belassen, um die Umbaukosten zu minimieren. Dafür wurden tlw. nicht exakt dem R+F Programm entsprechende Raumgrößen in Kauf genommen (z. B. im Bereich Bildnerische Erziehung, z. B. wurde Buffet mit Küche und Ausgabe zusammengelegt).

 

Energie- und TGA-Konzept, ökologische Aspekte:

Die neuen Gebäudeteile werden als Niedrigenergiegebäude errichtet. Die Beschattung der Fensterflächen des Nordost-Traktes besteht aus zwei unterschiedlichen Elemente: Im Bereich des Fensteroberlichts befinden sich vertikal angebrachte Horizontallamellen, die einerseits die direkte Sonneneinstrahlung verhindern, andererseits über die Deckenreflexion in den Klassenzimmer eine Lichtlenkfunktion zur Aufhellung der tiefer liegenden Raumbereiche inne haben.

Der einhüftige Klassen-/Garderobetrakt mit seiner raumhohen Gangverglasung, zum Hof des Schülerheims orientiert, ist durch horizontale Sonnenschutzlamellen beschattet, die mit einem Abstand zur Glasebene, zwischen horizontal verlaufenden, thermisch getrennten Sichtbetonplatten vertikal montiert sind. Dieser Zwischenraum kann für Revisionszwecke und für Glasreinigungsarbeiten betreten werden.

 

SCHÜLERHEIM

 

Städtebaulicher Aspekt

Das Schülerheim bleibt in seiner Proportion unverändert erhalten. Auf einen Dachgeschoßausbau wurde verzichtet, da der vorhandene Baukörper in seiner Höhenentwicklung schon jetzt sehr dominant in Erscheinung tritt und das Raumprogramm in einer kompakten und durchaus zeitgemäßen Form auch im bestehenden Baukörper untergebracht wurde. Der Richtung Europaplatz anschließende Turnsaaltrakt wurde um ca. sechs Meter von der Grundgrenze zurückversetzt ist, sodass die Südwest Fassade des Schülerheims stadträumlich wirksam bleibt.

 

Funktionale Aspekte:

Der Entwurf sieht eine Erweiterung der Verwaltungsflächen in Form eines erkerartigen Zubaus im EG und 1. OG vor, der die  Bereiche Sekretariat/Direktion und Bibliothek beinhaltet. Weiters werden in den vorhandenen Arkadengang eine neue Garderobe und ein Windfang eingebaut. Alle anderen Umbaumaßnahmen werden in der vorhandenen Gebäudehülle, ohne weiteren Zubau oder Dachgeschoßausbau, untergebracht. Die neu geschaffenen Zimmereinheiten setzen sich hauptsächlich aus Zwei- und Dreibettzimmereinheiten zusammen. Im Erdgeschoß befinden sich behindertengerechte Wohneinheiten.

 

Ökonomische Aspekte:

Durch einen sehr ökonomischen und kompakten Entwurf wurde versucht, eine adäquate Wohnform für die Internatsschüler zu schaffen. Die angestrebte Bettenanzahl wurde in den bestehenden Baukörper integriert, ohne durch große Neu- bzw. Umbaumaßnahmen das Kosten-Budget zu belasten. Auch in dieser vorgeschlagenen Dichte sind die einzelnen Wohneinheiten sehr zweckgemäß aufgeteilt, wobei auch auf die Schaffung von privaten Rückzugsbereichen geachtet wurde.