Umbau und Erweiterung Komische Oper Berlin, Berlin Mitte-D, 2020

Offener Realisierungswettbewerb in zwei Phasen für Architekten als Generalplaner

Projektbeschreibung

 

Städtebauliches Konzept:

 

Ein Platz für die Stadt: Der Entwurf sieht einen urbanen Platzraum vor, der auch für Nicht-Theaterbesucher attraktiv und nutzbar ist (Theatercafé, Boules-Platz, Wasserbecken, wettergeschützter Vorplatz,…).

Der neue Theatervorplatz liegt ca. 130 cm über dem Straßenniveau und ermöglicht dadurch einen barrierefreien Zugang zur Oper. Durch die Erhöhung wird eine gewisse Intimität des Platzes gegenüber dem Straßenraum geschaffen.

Verschiedene Freiflächen auf unterschiedlichen Ebenen (Loggia vor Pausenfoyer 2. Rang, Terrasse 2. OG und Dachterrasse 6. OG Neubau) samt Brückenverbindung zwischen 1.OG Neubau („Intendantenstiege“ / Theatercafé / Intendanz) und Umgang 1. Rang erlauben ein intensives räumliches Erleben des städtischen Umfeldes.

Die Kubatur des bestehenden Operngebäudes bleibt als Solitär erhalten. Das neu geplante westliche Seitenfoyer  ist in Maßstab und Materialität entlang der Behrenstraße an den Bestand angepasst und nur durch eine Gebäudefuge aus Glas als neuer Zubau ablesbar.

Entlang der Glinkastraße und Unter den Linden folgt der Baukörper der Straßenflucht und schließt die städtebaulich vorgegebene Blockrandbebauung.

Die Sockelzone (EG + 1.OG) des nördlichen Gebäudekopfs Neubau ist an der Fassade Unter den Linden um ca. 2,5 m zurückversetzt und übernimmt die ebenfalls rückversetzte EG-Zone des anschließenden Nachbargebäudes (jetziges Funktionsgebäude).

 

Gebäudeorganisation / Nutzungskonzept:

 

Abgesehen von den funktionalen Verschiebungen, die sich auf Grund der Schaffung des städtischen Vorplatzes an der Kreuzung Glinka-/ Behrenstraße ergeben, folgt die Grunddisposition der Funktionszuordnung im Wesentlichen den Vorgaben des Raumprogramms.

 

Bestandsgebäude / Altbau:

 

Zwei Grundideen bestimmen das Entwurfskonzept im bestehenden Operngebäude:

      Schaffung von großzügigen Foyers (sowohl Eingangs- als auch Pausenfoyers) unter Einbeziehung eines neuen barrierefreien Seiteneingangs und barrierefreie Erreichbarkeit aller Zuschauerbereiche.

        Sichtbarmachung der unterschiedlichen historischen Baustrukturen im Innenraum.

 

Diese Intention berücksichtigend, wurden folgende Maßnahmen gesetzt:

 

  • Entkernung der beiden seitlichen Zwickel zwischen den Umgängen des Zuschauerraums (Parkett, 1. Rang und 2. Rang) und den Foyers, in dem sich die Besucher-WC´s, Neben- und Technikräume befunden haben.
  • Schaffung einer neuen östlich der bestehenden Foyers anschließenden Nebenraumzone, die sowohl neue Zuschauer-WC´s enthält als auch Garderoben im EG und ein Pausenbuffet im Foyer 2. Rang.
  • Durch die Verlagerung der ehemaligen Zuschauer WC´s in den östlich anschließenden Seitentrakt, können die beiden entkernten Zwickeln als glasgedeckte Innenhöfe / Atrien ausgestaltet werden, sodass die historische Rundfassade wieder rekonstruiert und in seiner vollen Höhe erlebbar ist. Über mehrere Brücken und einem verglasten (barrierefreien) Lift werden die beiden neuen Innenhöfe auf mehreren Ebenen begeh- und erlebbar.
  • Durch den Anbau eines westlich zum neuen Theatervorplatz orientierten Seiteneingangs kann in diesem Bereich im EG die Abendkasse untergebracht werden und das Pausenfoyer im 2. Rang mit einem Freibereich (Loggia) erweitert werden. Zusätzlich wird durch die Verlegung der Abendkasse der bestehende Windfang des Haupteingangs verkleinert, was der Bewegungsfreiheit im Eingangsfoyer zugutekommt.
  • Herstellen einer Brücke zwischen 1. OG - Neubau und Umgang 1. Rang-Altbau. Über diese Verbindung kann das Theatercafé direkt begangen werden. Ebenso erhält dadurch die Theaterverwaltung einen direkten Zugang zum Publikumsbereich.

Neubau:

 

Der Neubau verfügt über drei Erschließungskerne und ist von den Geschoßhöhen weitestgehend an den Altbau angepasst. Über eine Brücke im 1. OG und jeweils zwei Gangverbindungen im 2. und 3. OG (nördlich und südlich vom Bühnenturm), sind Alt- und Neubau auf kurzen Wegen miteinander verbunden.

 

Die Probebühne 1 befindet sich im EG auf der Ebene der Hauptbühne, die Probebühne 2 im 4. OG, sodass über den im Altbau befindlichen, großen Lastenlift (3x7,5 m) eine direkte, niveaugleiche Anlieferung aus dem Dekorationsmagazin möglich ist.

 

Externe Erschließung:

 

Die Anlieferung / Be- und Entladen erfolgt weiterhin über die Zufahrten Behrenstraße und Glinkastraße. Im Bereich der Ladezone Behrenstraße wurde ein Lastenlift mit den vorgeschriebenen Innenmaßen positioniert, an den alle Geschosse angeschlossen sind (auch die Probebühne 2 im 4. OG Neubau). Die Anlieferung über die Glinkastraße ist für einen 40 Fuß Container-LKW dimensioniert.

 

Der Bühneneingang befindet sich an der Nordseite des Altbaus und ist über die Glinkastraße erreichbar.

 

Brandschutz / Fluchtwege:

 

Da nunmehr der Zuschauerraum im EG über das Eingangsfoyer barrierefrei entfluchtet werden kann, wird auf die Barrierefreiheit an den seitlich gelegenen Notausgängen verzichtet. Durch die höher gelegene Fußbodenoberkante des östlich anschließenden Dekorationsmagazins, können in diesem Bereich die Notausgänge über einen kurzen Fluchttunnel die Behrenstraße erreichen, ohne die Funktionsabläufe im Gebäude (Dekoration Magazin) zu stören.

 

Alle Nutzungseinheiten verfügen über zwei bauliche Rettungswege. Für den über dem Theatervorplatz auskragenden Bauteil des Neubaus (3.-6. OG) muss noch im Zuge einer allfälligen Weiterbearbeitung ein Brandschutzkonzept erarbeitet werden (ev. zusätzliche Treppe mit Fluchtmöglichkeit auf das Dach bzw. auf die Terrasse 2. OG).

 

Stellplätze:

 

Im Bereich Haupteingang Behrenstraße wurden ca. 60 Fahrrad- und sechs PKW-Stellplätze (rollstuhlgebundene Besucher) eingerichtet. Am Besuchereingang Unter den Linden wurden ca. 20 Fahrrad-Stellplätze vorgesehen.

 

Im Hofbereich nördlich des Altbaus werden 10 PKW-, 2 rollstuhlgebundene - und ca. 70 Fahrrad-Stellplätze positioniert.

 

Äußeres Erscheinungsbild / Fassaden:

 

Altbau:

 

  • Im Bereich Haupteingang wird ein zusätzlicher Seiteneingang als neuer Bauteil an den Bestand angebaut. Er wird durch eine durchgehende Gebäudefuge aus Glas vom Bestand abgesetzt und ist dadurch als neuer Bauteil wahrnehmbar. Material uns Fugenteilung entsprechen dem Altbau. Die Steinfassade dieses Bauteils bildet an der Westfassade einen großen Rahmen bzw. Überdachung für die Loggia des Pausenfoyers im 2. Rang.
  • Die Aufstockung des Bühnenturms wird als neues gestalterisches, städtebaulich relevantes Bauelement interpretiert und durch eine vorgesetzte Metallverkleidung  aufgewertet.
  • Die Stiegenhäuser des nördlichen Altbaus werden teilweise verlängert. Gestalterisch wird die vorhandene Traufenkante erhalten und die Aufstockung durch eine abgesetzte Farb- und Materialwahl betont.

Neubau:

 

Entlang der Glinkastraße gliedert sich der Neubau in zwei unterschiedliche Fassadenelemente:

 

  • Die Sockelzone, bestehend aus EG und 1. OG, beinhaltet das Theatercafé (Casino), die Orchesterprobe und die Probebühne 1. Sie ist als Lochfassade aus gefärbtem, strukturiertem Sichtbeton gestaltet.
  • Darüber, getrennt durch ein leicht zurückgesetztes horizontales Glasband, wurde der Neubau mit  konkav geschwungenen Glaselementen gestaltet. Die unterschiedlich gekrümmten Bögen sollen dem Gebäude eine rhythmisierte Beschwingtheit verleihen, die auch Assoziationen zum Faltenwurf eines Bühnenvorhangs erlauben.

Nutzfläche Neubau: ca.  9.000 m²

Nutzfläche Altnbau: ca. 13.000 m²