Synagoge und Schule St. Jakobs Platz München-D, 2000

Projektbeschreibung

 

Die städtebauliche Neudefinition des St.-Jakobs-Platzes geschieht im Wesentlichen durch folgende Eingriffe:

-          Schließung der Baulücke zwischen Ignaz-Günther-Haus und Parkhaus

-          Begrenzung des St.-Jakobs-Platzes in SW Richtung mit einer Bebauung entlang der Corneliusstraße

-          Gliederung des Platzraumes durch einen freistehenden Baukörper in zwei Freiräume unterschiedlichen Charakters

-          Schaffung einer neuen, zeitgemäßen Interpretation von traditionellen, städtischen Raumsequenzen

-          Fortführung des vorhandenen innerstädtischen Maßstabes

 

Die vorgeschlagene Bebauung gliedert sich in drei Hauptbereiche:

 

-          Das Schulgebäude, in welchem auch die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde, die Kindertagesstätte und das Jugendzentrum untergebracht sind, begrenzt den St.-Jakobsplatz L-förmig im Westen und Süden.

-          Die Synagoge, als spirituelles Zentrum, ist der wichtigste Teil des Ensembles und zeigt sich als „Kopfbau“ in der Verlängerung des Schulgebäudes. Der sakrale Versammlungsraum der Synagoge ist so positioniert, daß er als neues Gegenüber zum Gebetsraum der St. Jakobs Kirche in Erscheinung tritt. Das Gebäude der Synagoge ist in seiner Länge so definiert, daß der vorhandene Kirchturm mit seiner Uhr nicht verdeckt wird, sondern als raumbildendes Element Teil der  erweiterten Platzgestaltung ist.

-          Das Museum als Einzelbaukörper, der den St.-Jakobs-Platz in zwei Bereiche teilt: einen befestigten,“harten“ Teil und einen begrünten, „weichen“ Teil.

 

Die einzelnen Baukörper sind so angeordnet, daß neue Platzbereiche entstehen, fußläufige Querverbindungen öffnen das Ensemble nach Außen: In Anlehnung an die Tradition der Münchner Passagen entsteht ein öffentlicher Durchgang vom Oberanger zum St.-Jakobs-Platz und ein Weiterer vom Unteren Anger, ausgehend vom Haupteingang der St. Jakobs Kirche. Alle Eingänge zu den neuen Gebäuden erfolgen vom befestigten Teil des St.-Jakobs-Platzes, der in seiner Gesamtheit als reiner Fußgängerbereich ausgebildet ist. Die Zufahrt für den Lieferverkehr ist vom Oberanger und vom Sebastiansplatz weiterhin möglich. Die neue Tiefgarage wird vom Oberanger erschlossen, ihre Einfahrt befindet sich unmittelbar im Anschluß an das Ignaz Günther Haus. Eine Haltemöglichkeit für Kleinbusse, private PKW’s etc. entsteht in der Corneliusstraße, vor dem Durchgang zum Platz (Schule).

 

Der St.-Jakobs-Platz besteht nun aus zwei Aufenthaltsbereichen:

 

-          Der Stadtplatz: Der befestigte Teil, mit einer großen Platane als Schattenspender. Von hier werden alle neuen und bestehenden Gebäude, die den St.-Jakobs-Platz umgeben erschlossen. Den angrenzenden Lokalen (Stadtcafe, Cafe des Jüdischen Museums und Koscheres Restaurant) sind in ihrer unmittelbaren Nähe Freiflächen zugeordnet.

-          Der Stadtgarten: Der begrünte Teil, mit Kinderspielplatz und einem Wasserbecken, welches auf zwei Seiten direkt an das Jüdische Museum reicht. Vor dem Altenwohnheim entsteht als Platzabschluß ein leicht erhöhtes Holzdeck mit daraus hervorwachsenden Lindenbäumen, die zu einem Dach geschnitten werden. Dieser Abschnitt dient als Ruhezone, zum Sitzen, Verweilen, Schauen, aber auch als Pufferzone zwischen Spielplatz und Altenwohnheim, das diesen Bereich als zusätzliche Freifläche nutzen kann – angrenzender Durchgang zum Altenheim.

 

Die neuen Gebäude sind im Inneren folgendermaßen organisiert und erschlossen:

 

-          Das Schulgebäude beherbergt in seiner Hülle die verschiedensten Nutzungen: Im Erdgeschoß

befinden sich zwei zentrale Treppenhäuser mit jeweils getrennten Zugängen vom St.-Jakobs-Platz her und einer zentralen Zutrittskontrolle. Das Koschere Restaurant ist ebenfalls auf dieser Ebene angeordnet. Eine Öffentliche Passage teilt den Baukörper und bietet eine Wegverbindung vom Oberanger zum St.-Jakobs-Platz. Von dieser Passage erhält man einen Einblick in das tiefer liegende Fojer des Gemeindesaales und in das ebenerdige Restaurant.

Die EG-Zone von Schulgebäude und Synagoge ist durchlaufend um ca. 2,5 m zurückversetzt, sodaß man trockenen Fußes von der Oberanger-Passage alle Eingänge erreichen kann.

In den Obergeschoßen sind angrenzend an den Oberanger im 1.OG das Jugendzentrum, im 2.OG die Kindertagesstätte (mit interner Treppe zur Außenspielfläche) und der Hausmeister, im 3.OG und DG die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde (mit einer internen Treppe verbunden).

Die Grundschule erstreckt sich über drei Geschoße, die intern miteinander verbunden sind, wobei sich die Unterrichtseinheiten zum St.-Jakobs-Platz hin orientieren.

Die beiden großen Sääle (Gemeindesaal und Sporthalle) sind im Inneren des Gebäudes angeordnet, um das Bauvolumen kompakt zu halten. Verglasungen ermöglichen trotzdem Sichtbeziehungen zu diesen Räumlichkeiten von außen und innen. Von der öffentlichen Passage und vom Eingangsbereich blickt man in den Gemeindesaal, bzw. in dessen Foyer. Von der Bibliothek, vom Verwaltungsbereich und vom internen Schul-Treppenhaus im 2.OG führt der Blick in die im 1.OG befindliche Sporthalle.

Der Pausenhof und die sog. Außenspielfläche wurden im 3.OG und  DG untergebracht. Die städtische Zentrallage des St.-Jakobs-Platzes lassen die Schaffung von im EG angeordneten Privatgrünbereichen als wenig sinnvoll erscheinen, auch Sicherheitsbedenken und die starke Abschattung der umliegenden Gebäude sprechen dagegen. Bei der Anordnung der Grünbereiche in den Obergeschossen wurde daher großer Wert auf die Schaffung von geschützten Atriumshöfen gelegt, die atmosphärisch Geborgenheit vermitteln können.

Ein Flugdach über dem DG markiert einerseits den südlichen Platzabschluß, es überdeckt den Freibereich auf zwei Ebenen und verklammert mit seiner ausladenden Konstruktion das Schulgebäude mit der Synagoge.

 

-          Die Synagoge selbst befindet sich in der Verlängerung des Schulgebäudes, wird aber von diesem durch die Kirchenpassage getrennt und erscheint so als eigener Baukörper. Im 3. OG ist eine Wohnung für den Rabbiner vorgesehen, mit einem uneinsehbaren Atrium als Freifläche. Im UG und 1.OG ist sie jedoch intern mit den anderen Bauteilen verbunden.

 

-          Das Jüdische Museum zeigt sich in einer klaren, vertikalen Form, im Gegensatz zur eher horizontalen Ausrichtung von Schulgebäude und Synagoge,  die den inhaltlichen Dialog auch auf städtebaulicher Ebene weiterführt. Auch in seiner Materialität – leuchtender Glaskubus – unterstreicht er seine Eigenständigkeit. Die eher knapp gehaltene Fläche, begünstigt die umliegenden Freiflächen, wobei das UG mit Depot- und Wechselausstellungsfläche einen weit aus größeren Bereich einnimmt.

 

-          Lager, Archiv- und Technikräume für alle Bereiche sind im 2. UG untergebracht.