Einfamilienhäuser?
Die Aufgabenstellung ist eine der ältesten und, in Zeiten der knapper werdenden Ressourcen, eine herausfordernde: Die Planung von Einfamilienhäusern!
Welche Antworten gibt es in Anbetracht von Zersiedelung, mit enormen infrastrukturellen Folgekosten, und Zweitwohnsitzen? Aber auch von Regionen, die mit Überalterung der Bevölkerung und mit Abwanderung konfrontiert sind?
Wo endet der „Speckgürtel“ einer Großstadt bzw. wo liegt der Rand ihres Magnetfeldes?
In Perioden des starken Wachstums einer Großstadt wie Wien erweitert sich natürlich auch deren „Strahlkraft“ ins Umland, die speziell durch die begleitenden Infrastrukturmaßnahmen (speziell im Bereich öffentlicher und Individualverkehr) verstärkt wird.
Aufgabenstellung/Dörflicher Kontext:
Planung eines Einfamilienhauses im Ortszentrum einer kleinen Weinviertler Gemeinde – Unterolberndorf.
Das Grundstück ist an der Hauptstraße gelegen, die noch über große Strecken von der geschlossenen Straßenrandbebauung mit den landwirtschaftlich genutzten Hoftrakten geprägt ist.
Die Flächenwidmung „Kernzone“ erlaubt ein Anbauen an die Nachbargrundgrenzen.
Auf ein Kellergeschoß sollte auf Grund des sehr hoch liegenden Grundwasserspiegels und den damit zusammenhängenden hohen Kosten verzichtet werden.
Raumdefinitionen als Planungskonzept:
Straße:
Der traditionell gewachsene Straßenraum mit seiner nahezu geschlossenen Randbebauung wird aufgenommen und fortgeführt. Auch das sattelförmige Dach, das als zusätzlicher Stauraum genutzt wird, übernimmt die vorhandene Gebäudetypologie.
Hof:
Das Haus gliedert sich in zwei winkelförmige Gebäudeeile: Der „kalte Winkel“ ist unbeheizt und beinhaltet Hauseingang, Garage und die Wirtschaftsräume. Er ist eingeschossig und zur Straße orientiert. Der „warme Winkel“ beinhaltet die eigentlichen Wohnfunktionen und ist zur Gartenseite zweigeschossig.
Beide Winkel zusammen bilden ein nicht einsehbares, windgeschütztes Atrium, das als erweitertes Wohnzimmer im Sommer dient.
Garten:
Das nach Süden orientierte, zweigeschossige Wohngebäude ist im Erdgeschoß zur Gänze verglast, um eine ungehinderte Verbindung zwischen Innen- und Außenraum zu gewährleisten. Als Sonnenschutz dient eine Stahlpergola, die textile Beschattungselemente aufnimmt.
Funktionale Raumumkehr:
Im Gegensatz zur traditionellen Funktionsaufteilung (Wohnen zur Straße – Wirtschaftsgebäude im Hof) orientieren sich die Wohnfunktionen nunmehr in den ruhigen, intimeren Gartenbereich, während die Wirtschafts- und Nebenräume als Kellerersatzräume zur Straße ausgerichtet sind.
Konstruktion:
Das Gebäude besteht aus zwei unterschiedlichen Konstruktionen. Die Bodenplatte und drei Außenwände des Hauses – Die Feuermauer an der Nachbargrundgrenze, die Straßenfassade und die parallel zur Nachbargrundgrenze verlaufende Mauer – bilden eine schachtelförmige Hülle in Massivbauweise, in die eine Holzleichtbaukonstruktion eingefügt wurde.
Haustechnik:
Auf dem Flachdach des zweigeschossigen Wohngebäudes befindet sich eine Photovoltaikanlage.
Warmwasserbereitung und Niedertemperaturheizung erfolgt ausschließlich über eine Luft/Luft-Wärmepumpe. Eine Wohnraumlüftungsanlage soll speziell im Winter die Energiekosten senken und im Sommer für eine sanfte Klimatisierung sorgen.
Statik: Fr. DI Margarete Salzer, Ingenieurkonsulentin für Bauwesen
structural engineers A-1030 Wien, Reisnerstraße 20/17
Bauphysik: Hamp-Armbruster Bauphysik OG
structural physics A-2441 Mitterndorf/Fischa, Lagerstraße 7